Tipps von Expertin
Wie spreche ich mit meinem Kind über den Amoklauf?

- Michaela Paulitsch in ihrer Praxis in Deutschlandsberg
- Foto: Löschnig
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Der Amoklauf an einer Grazer Schule versetzte viele in Schock und sorgt nun für Unsicherheit bei Erwachsenen, aber natürlich auch bei Kindern. Nach einer Amokdrohung in Stainz ist die Stimmung im Bezirk Deutschlandsberg zusätzlich angespannt. Die Psychotherapeutin und Pädagogin Michaela Paulitsch aus Deutschlandsberg erklärt, wie man nun am besten vorgeht.
DEUTSCHLANDSBERG. "Ein Amoklauf in der Nähe erschüttert nicht nur Erwachsene – besonders Kinder und Jugendliche sind oft überfordert mit dem, was sie hören oder erleben", so die Expertin Michaela Paulitsch. Als Psychotherapeutin möchte sie Eltern und Bezugspersonen Empfehlungen mitgeben, wie sie ihre Kinder in einer solchen Krisensituation emotional unterstützen können.

- Die aktuellen Ereignisse können sehr belastend für Kinder sein.
- Foto: mohamad azaam/unsplash
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Kinder psychisch unterstützen
- Ruhe bewahren und Sicherheit vermitteln: Kinder orientieren sich an der emotionalen Reaktion ihrer Eltern. Zeige Ruhe und gebe dem Kind das Gefühl, sicher zu sein – zu Hause, in der Schule und bei dir.
- Altersgerechte Informationen geben: Kläre sachlich und altersgerecht auf. Kinder unter zehn Jahren brauchen einfache, beruhigende Erklärungen ("Es war etwas sehr Schlimmes, aber du bist sicher. Die Erwachsenen kümmern sich darum."). Ältere Kinder können auch mehr über Zusammenhänge erfahren, sollten aber nicht mit Details überfordert werden.
- Zuhören statt belehren: Frage dein Kind, was es bereits gehört hat, wie es sich fühlt und was es beschäftigt. Nimm Ängste ernst, auch wenn sie irrational erscheinen. Bestärke das Kind ("Es ist völlig in Ordnung, traurig oder verwirrt zu sein.")
- Medienkonsum begleiten und begrenzen: Viele Kinder erfahren über soziale Medien, Fernsehen oder WhatsApp-Gruppen von der Tat – oft in beängstigender oder unkontrollierter Form. Begleite dein Kind beim Medienkonsum, spreche über das Geschehene und setze klare Grenzen, um eine Überflutung mit belastenden Inhalten zu vermeiden. Besonders wichtig: Gegebenenfalls gemeinsam ansehen, was das Kind beschäftigt und beim Einordnen helfen.
- Routine und Normalität wiederherstellen: Der Alltag gibt Halt. Strukturiere den Tag wie gewohnt und sorge für vertraute Rituale – das gemeinsame Abendessen, Vorlesen, Spielen.
- Emotionen benennen helfen: Besonders jüngere Kinder profitieren davon, wenn man Gefühle in Worte fasst: "Du wirkst traurig – ist es das, was du fühlst?" oder "Du bist heute besonders still, hast du vielleicht Angst?" Das hilft bei der Verarbeitung.
- Gemeinsam nach Lösungen suchen: Wenn Kinder Angst vor der Schule oder bestimmten Situationen haben, gemeinsam überlegen: "Was würde dir helfen, dich sicherer zu fühlen?" So stärkst du das Gefühl von Kontrolle.
- Sich selbst gut versorgen: Eltern dürfen eigene Sorgen haben – wichtig ist, dass du dir ebenfalls Unterstützung holst, um stabil für deine Kinder da sein zu können.
- Bei Bedarf Hilfe holen: Wenn dein Kind über längere Zeit auffällig verändert ist (z.B. Rückzug, Schlafstörungen, Angstzustände), wende dich an schulpsychologische Dienste oder eine psychotherapeutische Praxis.
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